“Jung & Muslim” bei bpb

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Die Muslimische Jugend in Deutschland e.V. ist eine Organisation, die Muslime der zweiten und dritten Generation anspricht. Erklärtes Ziel ist es, den Jugendlichen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie sich aktiv in die Gesellschaft einbringen können. Kritiker beklagen jedoch die ideologische Nähe des Vereins zum Spektrum der islamistischen Muslimbrüderschaft.

Die Muslimische Jugend in Deutschland e.V. (MJD) ist einer von mehreren islamischen Vereinen, die in den letzten Jahren mit vielfältigen zivilgesellschaftlichen Initiativen in die Öffentlichkeit getreten sind. Die bundesweit aktive Organisation bemüht sich dabei nach eigener Darstellung darum, Muslimen der zweiten und dritten Generation die Möglichkeit zu geben, sich als Muslime konstruktiv in die Gesellschaft einzubringen. Die MJD engagiert sich insbesondere im Bereich des interreligiösen Dialogs. Kritik an der MJD gründet vor allem in personellen und ideologischen Bezügen des Vereins zum Spektrum der islamistischen Muslimbrüderschaft.

Einen Einblick in das religiöse Selbstverständnis und die programmatische Ausrichtung des Vereins bietet das viel beworbene Buch “Jung & Muslim” von Murat Demiryürek, das im Sommer 2007 im MJD-nahen Green Palace Verlag erschienen ist. Im Vorwort des Buches heißt es: “Mit diesem Buch soll jungen Menschen geholfen werden, sich einen Zugang zur Religion zu verschaffen. Es soll klar werden, dass Religion durchaus etwas Lebbares ist und keinen Bereich unseres Lebens auslässt.” Im Mittelpunkt der Darstellung stehen dabei unterschiedliche Situationen des jugendlichen Alltags, in denen Konflikte mit dem Glauben entstehen können. Die Faszination, die von materiellen Werten, von Alkohol und Drogen ausgeht, der Reiz einer freundschaftlichen oder sexuellen Beziehung, der Besuch einer Disko und die Gefahren einer kriminellen Karriere sind Beispiele, an denen Demiryürek die alltäglichen Herausforderungen muslimischer Jugendlicher beschreibt.

Viele dieser Probleme sind nach Ansicht Demiryüreks dem Leben in einer religionsfernen Gesellschaft geschuldet: Die religionsfeindliche “Lehre des Rationalismus”, die bereits in der Schule verbreitet werde, die gesellschaftlich geförderte Distanzierung der Kinder von der Autorität ihrer Eltern und die vermehrte mediale Präsenz von “Minderheitsreligionen oder gar kuriose(n) Sekten, welche tief im Amazonas oder im fernen Osten beheimatet sind”, bilden den Rahmen, vor dem die Orientierungslosigkeit junger Muslime zu verstehen sei. Verstärkt wird dies noch durch die unzeitgemäßen Methoden der religiösen Erziehung und die “unislamischen Traditionen”, die in vielen muslimischen Familien praktiziert würden.

Die Gefahren, die für einen derart verunsicherten Jugendlichen bestehen, werden von Demiryürek anschaulich beschrieben. Ein besonderes Augenmerk legt er dabei auf die Verlockungen der Zina, des außerehelichen Geschlechtsverkehrs. Die menschliche Schwäche für körperliche Reize und das Treiben Iblis, des Teufels, stellen den Jugendlichen permanent auf die Probe, die letztlich nur durch eine strikte Einhaltung der islamischen Kleiderordnung und tiefen Glauben bestanden werden kann:

“Wer sich freiwillig in eine Situation begibt, wo alle sexuellen Anregungen gegeben sind, kann sich nicht mehr beherrschen, weil die Anziehungskraft des nackten Körpers zu groß wird und die Widerstandskraft der Person bricht. (…) Ich habe viele Brüder gesehen, die stolz darauf waren, ständig in solchen Situationen zu sein und nicht Unzucht begangen zu haben. Für sie stellte die Sache einen Nervenkitzel dar. Doch genau diesen Leichtsinn nutzte Iblis bei ihnen aus, um sie in immer schwerere Prüfungssituationen zu locken, bis auch ihre Widerstandskraft gebrochen ist. Iblis hat mehr Wissen als wir und ist auf dem Gebiet der Unzucht definitiv erfahrener.

Der oft beobachtete Prozess mit der Freundin sieht wie folgt aus: Als erstes wird sich ‘verliebt’. Eine optimale Zeit beginnt. Beide können es kaum abwarten, sich mit dem anderen zu treffen oder sich gegenseitig anzurufen. Dann kommt der erste Körperkontakt durch das Händehalten und dem ersten Wangenkuss zustande. Später sitzt man eng an eng zusammen. Es berühren sich immer mehr Körperstellen und irgendwann reicht das nicht mehr aus. Es kommt zur Zina. Was anfangs mit einem schönen Bauchkribbeln begann, endet mit einer wirklich großen Sünde.

Unmittelbar nach dem Geschlechtsakt setzt eine tiefe Verbitterung und das Gefühl, etwas Schlechtes getan zu haben, ein. Wer noch nicht einmal dieses Gefühl im Herzen bekommt, dem gnade Allah. Denn das Herz, was schmerzen soll, kann wegen Leblosigkeit nicht mehr schmerzen. Dieser Zustand stellt sich bei Menschen ein, welche die Verbitterung des Herzens nicht als Möglichkeit nutzen, von der Sünde reuig Abstand zu nehmen. Stattdessen bleiben sie bei der Sünde und das Herz stirbt.

Nach dem Geschlechtsakt ist Iblis sofort das zweite Mal zur Stelle und sagt, dass man etwas sehr Schlechtes gemacht hat. Dies macht er nicht, um uns dazu zu ermutigen, Reue für die Tat zu zeigen, sondern um uns einzureden, wie schlecht und sündhaft wir sind. Das Ganze dient dazu, den Widerstand vor der nächsten Sünde zu reduzieren.”

Trotz der Gefahren, die den muslimischen Jugendlichen in der nicht-islamischen Umgebung drohen, plädiert Demiryürek ausdrücklich gegen einen Rückzug aus der Gesellschaft. Nicht die Abwendung in Form von Kriminalität oder Selbstisolation bietet für ihn eine Lösung, sondern allein die Rückbesinnung auf den Islam:

“Das Strafgesetz ist von uns Muslimen automatisch mit anerkannt, wenn wir den Islam befolgen. Deshalb ist eine islamische Rückbesinnung in mehrheitlich muslimischen Stadtvierteln (so seltsam sich das auch anhören mag) für mich die einzige Möglichkeit, die uns Muslimen hierzulande bleibt. Kriminalitätsbekämpfung via Islam!”

Gleichzeitig ruft er zu einer aktiven Beteiligung der Muslime am gesellschaftlichen Leben auf:

“Durch das Abspalten signalisiert man der Umgebung, dass der Islam das Ausscheiden aus der Gesellschaft bedeute. Dieser Fehler ist leider immer noch oft zu beobachten. Mit dieser Einstellung machen sich viele das Leben schwer. Wenn mit Personen nicht mehr geredet wird, weil sie Nichtmuslime oder nicht praktizierende Muslime sind, kann den Leuten nicht beigebracht werden, dass der Islam eine lebbare Religion ist. Das erzeugt bei ihnen eine Abneigung gegenüber dem Islam, für die wir dann verantwortlich sind.”

Das Handeln des Einzelnen ist insofern bedeutsam: “(J)eder einzelne Mensch (ist) wichtig für diese Gesellschaft. Deshalb legt Allah einen riesigen Wert auf jeden einzelnen Menschen, schreibt ihn nicht ab und wartet auf seine Reue. Jeder trägt somit eine Teilverantwortung für die Entwicklung der Welt. In diesem Zusammenhang kann man dann verstehen, warum eine Tat überhaupt als Sünde bezeichnet wird: Sünden tragen dazu bei, dass der persönliche Niedergang und daraus folgend der Niedergang der Gesellschaft beschleunigt wird!!!”

 

Quelle: http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/jugendkultur-islam-und-demokratie/65219/jung-muslim

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